Besinnen wir uns auf Mehrweg
Wir können uns nicht helfen, aber trotz aller individuellen und gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, die 2022 erneut mit sich brachte, schauen wir optimistisch auf die kommenden Jahre, wenn es um unser Konsumverhalten geht.
Unser alltäglicher Ressourcenverbrauch von Verpackungen hat mittlerer weile gigantische Dimensionen angenommen. Durch Corona hat sowohl der e-Commerce Versand als auch Food-To-Go noch weiter zugenommen, und einhergehend ist der Einsatz von Einwegverpackungen weiter gestiegen. Im Schnitt produziert ein EU-Bürger aktuell ca. 180 kg Verpackungsmüll pro Jahr, in Deutschland sind es im Schnitt mehr als 220 kg. Wenn wir die Entwicklung so weiter betreiben, werden laut Europäischer Kommission diese Werte bis 2030 um weitere 19% steigen. Also warum optimistisch?
Wir sehen eine Reihe Faktoren, die uns gesamtgesellschaftlich helfen werden, uns zunehmend vom linearen Einweg-Wegwerfmodel, welches diese gigantischen Zahlen produziert, zu lösen:
1. Es formieren sich kollaborative Modelle, um den Trend zu stoppen und umzudrehen: im Mehrwegverband Deutschland, den die SEA ME GmbH mitgegründet hat, entwickelt sich die Mitgliedschaft noch in diesem Jahr Richtung 50 Akteuren, die wie wir an zirkulären Geschäftsmodellen arbeiten – in e-Commerce, Food-To-Go, vorverpackten Lebensmitteln und eben in der Drogerie.
2. Auch auf Europäischer Ebene formt sich durch die New European Reuse Alliance (New ERA), die SEA ME ebenfalls mitgegründet hat, eine Stimme für Reuse und Mehrwegsysteme, die auf europäischer Ebene Synergien, Partnerschaften, und eine einheitliche Stimme für Reuse zusammenbringt.
3. Die Möglichkeit für alle Akteure das eigene unternehmerische Wissen weiterzuentwickeln und auf bestehende Lösungen zuzugreifen, wird durch die erste internationale Plattform Planet Reuse unterstützt. Mittlerweile sind 219 Organisationen registriert, die an bisher 63 Reuse Solutions arbeiten.
4. Die Gesetzgebung erkennt, dass es so nicht weitergehen kann und beginnt auch rechtlich gegenzusteuern. Ab 01.01.2023 gilt in Deutschland und einigen weiteren Europäischen Ländern die „Mehrweg-Angebotspflicht“ im Food-To-Go Bereich. Restaurants, Filialen, Supermärkte und Lieferdienste sind fortan verpflichtet uns Nutzer*innen neben der Standard-Einwegverpackung ein Mehrweg-Angebot zu unterbreiten. Food- und Kaffee-To-Go, ob von der großen Coffee-Shop-Kette, der Salatbar bei Edeka oder Rewe, oder aus dem Fast-Food-Restaurant wird uns allen Mehrweg somit nahelegen. Befreundete Unternehmen wie ReCup, Vytal, Pfabo oder Sykell verspüren so zusätzlichen Aufwind.
5. Am 30.11.2022 hat die Europäische Kommission den ersten offiziellen Entwurf der neuen Verpackungsverordnung vorgelegt, die nach dem somit gestarteten Gesetzgebungsverfahren ab 2024 Europäisches Gesetz werden soll. Es ist ein umfangreiches Paket an Maßnahmen, um dem Trend entgegenzuwirken. Unter anderem sieht die Verordnung das Verbot unnötiger Verpackungen und die Einführung von Reuse-Quoten in vielen alltäglichen Bereichen vor. Sie fordert auch den Einsatz von Rezyklat Quoten Richtung 50% und mehr. Mehrweg wird helfen sowohl Reuse-Quoten (über-)zu erfüllen als auch neue, hochwertige Rezyklat Ströme zu erschließen, die am Lebensende von Mehrweg-Gefäßen aus Kunststoff entstehen werden.
Auch wir haben in 2022 die Anzahl an Mehrweg-Gefäßen, die wir auf den Weg gebracht haben, gegenüber 2021 um mehr als 100% steigern können. Wie bei der Energiewende, der Mobilitätswende, und dem Trend zu einer bewussteren Ernährung, sehen wir somit eine Reihe an Entwicklungen, die in den kommenden Jahren zu einer Verpackungswende und einem verantwortungsvollen, zirkulären Umgang mit Ressourcen im Verpackungsbereich führen werden. Und das stimmt uns optimistisch.